►Wenn in Gefahr
►Nicht Menschen doch
►Wir sind die Künstler
►Und schliesslich ist das nur
►Blutige Schlachten
►Der Tag ist schon vorbei
►Man flüchtet in die Arbeit
►Es ist so eine Bibelszene
►Du weisst es ist sowie im Krieg
[20. März 1994]
Wenn in Gefahr,
und man aufsteht
da schmiedet man nicht Kunst
— — Garnichts — —
vielleicht doch Waffen.
Und Michelangelo verschwindet, vor einem Taschenmesser.
[8. Mai 1994]
Nicht Menschen doch: GE-WESEN
des WEIBES KREIS
mit STAHL
durchlesen.
[20. Juli 1994]
Wir sind die Künstler, die die Kunst betrieben
Kunst vertrieben
in die Kunst sich nicht verlieben.
Was nun folgt ist kein Vergnügen.
Auch die Kunst, die richtig war,
war kein Vergnügen
doch jeweils, wenn nicht Verlügen
immer eines selbst betrügen
mit der Gunst sich selbst zu spiegeln
spielen, auszuspühlen.
Und der Moloch, dem die heisse Liebe aller Tver gilt
kaut, ganz zufrieden.
Ohne irgendwelcher Wut —
frisst garnicht —
die, seine Kunst ausschieden.
[20./26. August 1994]
Und schliesslich ist das nur
das Schwert
der Strassendreck
und keine Malerei
bedreckt.
Des Ritters Schwert.
Der Schlachtfeldsdreck.
Nur keine Pinselei
Befleckter Held.
[29. August 1994] Blutige Schlachten
in Mailand und New York
niemand bemerkt es
und ohne Blutvergiessen
ist letztes Blut geflossen
in plötzlich— Leiche meiner Schwester —
und kein Adieu zuvor I´m sorry
fern-kalte
im Vulkan gekochte Schwester
kocht mich
ins Eis gebackt.
[2. September 1994]
Der Tag ist schon vorbei
Keine Gefahr
Es ist dunkel
Jetzt kann man in die heisse Sonne gehen
— spazierengehen —
unter Ihren
Ausstrahlungen:
Gewehr dabei
und ich hab´s nicht
müsst immer in der Westentasche,
bei der Kartoffel
stechen.
[24. September 1994]
Man flüchtet in die Arbeit
drum
tun!
Das Lager- tum
spezifisch Dinge/Was
zu lagern.
Und Arbeit macht das Leben
trocken— sauer
— — rotrübensüss
falls man daran viel später
Aber-glauben.
[24. September 1994]
Es ist so eine Bibelszene
Mit Felsen-Bergen, (Belsen-Bergen?)
Tal — —
vielleicht wie Gallilea:
Ich sehe von weithin, mein Vater kommt zurück ...
von woher her ...
im Tal, beim Bergaufstieg und über Steine — —
wie kommt er, Sträfling
von der sogenannten Arbeit?
unbewacht und ganz alleine —
ein Krüppel ist er´s, mit einem, wenigstens
Holzbein oder Krücke . . .
und humpelt er hinauf in meine Richtung und zu mir.
Ich ruf ihm zu:
"Ach Vater, Du wirst´s nicht überleben ..."
Er ruft zurück: "Das tut mir´s nicht,
ich werd es überleben, ganz
bestimmt.
Doch Du wirst´s nicht."
Dann ist er bei mir, höher auf dem Steineberge,
doch ist er nun ein Esel,
ein scheinbar junger,
wenn auch nicht zu sehr aufgefüttert Esel
und zufrieden; mit sich selbst — angenehm.
"Na heb Dich auf die Hinterbeine!" sag ich
und kniee Demut auf den Steinescherben
und kitzel´ ihm den Bauch was ihm gefällt
"Na sag mal Vater, dass du hast einen guten Sohn!"
Das Raubtier, ganz Papa nun, schmunzelt
und das Juckeln tut ihm wohl:
"Ich habe einen guten Sohn", brummt er
und wiederholt, für mich:
"Ich habe einen guten Sohn."
(Es kostet ihm doch keine Scheibe).
[17. November 1994]
Du weisst es ist sowie im Krieg
schau Dich nicht um
ZURÜCK
hab kein Erbarmen mit dem
GEFALLENEN
Erbarmen wird
GERICHT — —
zum einfachen
ZERSCHMETTERN — MUSS

© https://retro.no-art.info/2001/lurie-geschriebigtes/texte-1994.html
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