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Retrospektive 2004 suchen und finden im NO!art-Archiv

BORIS LURIE: FEEL-PAINTINGS SHOW
anlässlich Amikam Goldmans Filmpremiere " NO!art MAN"
Janos Gat Galerie | 1100 Madison Ave | New York NY 10028
17. Februar - 20. März 2004
EINLADUNGSKARTE +++ KATALOG +++ VORWORT
EINFÜHRUNG +++ NO!art MAN FILM

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EINLADUNGSKARTE:

Boris Lurie: Feel-paintings show 2004, invitationcard

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KATALOG:

Feel paintings, catalogKatalog mit einem Essay von Boris Lurie, der 1988 in der Edition Hundertmark als Plakat der Ausstellung "Feel-painting" der Galerie Hundertmark, Köln, erschienen ist und als Faksimile das Titelbild dieses Katalogs bildet.

Aus dem Deutschen übersetzt von Karina von Tippelskirch und Boris Lurie. Umschlagfoto von Boris Lurie mit "Feel-painting" von Mike Maytal. Besonderer Dank an Dimitriy Rozin.

16 Seiten, 8.4 x 6.6 inches
 
 
 

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VORWORT VON BORIS LURIE:

Vorwort zur Ausstellung "Feel-painting" der Galerie Janos Gat mit Amikam Goldmans Film "NO!art Man", mit Rocco Armento, Arturo Schwarz, Dabney Hailey, Dietmar Kirves, Gertrude Stein, Clayton Patterson, Martin Kirves, Boris Lurie, Amikam Goldman und Yonni Maron (Fotos)

Amikam Goldman arbeitete an einem Dokumentarfilm, dem "NO!art-man", sozusagen über mich - und noch viel mehr - über einen Zeitraum von etwa drei Jahren... während er Vollzeit in Kims Plattenladen am New Yorker Saint Marks Place in der alten Lower East Side arbeitete, die heute als "East Village" bezeichnet wird. Als Krönung seines geplanten Meisterwerks schlug er mir vor, vor seiner Kamera ein paar Gefühlsmalereien zu machen; er bestand darauf. Ich mag solche Unternehmungen nicht, vor allem nicht, wenn es sich um ein so genanntes "Feel-Painting" handelt, das eine ganz persönliche, totenstille Angelegenheit sein sollte (...bei NO!art-making ist das anders; es könnte auch eine Gruppenaktivität sein; einmal hat zum Beispiel Sam Goodman seinen letzten Schliff zu meinem bereits fertigen großformatigen "Saturation Painting" beigetragen - eine flotte Karikatur meines Gesichts). Außerdem dachte ich, dass solche öffentlichen Malaktionen schon oft durchgeführt worden waren... und normalerweise von den meisten Malern sogar noch künstlicher als "arty". Auch Picasso malte/zeichnete auf Glasplatten für die Filmkamera; und natürlich malte der französische Künstler Matthieu in den 1950er Jahren öffentlich vor einem großen Theaterpublikum - vielleicht die frühesten "Performance-Events".

Also sträubte ich mich und zögerte, gab aber schließlich nach, und Ami Goldman lief aus meiner Werkstatt in der East 6th Street zu einem Eisenwarenladen in der First Avenue, um einen riesigen Aluminiumtopf zu kaufen, in dem ich die Farbe und das Wachs mischte und dann die Mischung auf dem Gasherd gefährlich erhitzte.

Clayton Patterson und Charlie Rehwinkel sahen in anerkennendem Schweigen zu, wie ich öffentlich die extremen privaten Akte des "Feel-painting", des Drückens, Kratzens und Klatschens, vollzog. Sie sagten, die Ergebnisse gefielen ihnen. Nun, es ist vollbracht. Und Amikam Goldman und seine Kamera waren rundum glücklich. Und ich war es auch - ich hatte mich überwunden, vielleicht in Sündhaftigkeit. Und Janos Gat gefiel dieser Teil des Films so gut, dass er diese "Feel-paintings" später in seiner Galerie zusammen mit Amikams Film ausstellen wollte. Alle sind immer glücklich.

(P.S. Die beiden Gemälde in Weiß auf schwarzer Leinwand gehören zu einer Reihe von "Feel-paintings" mit KZ-Anklängen, die schon früher entstanden sind).

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EINFÜHRUNG ZU "FEEL-PAINTINGS"
AUSSTELLUNG* VON BORIS LURIE

Diese Arbeiten von 1987-88, sind eine Fortsetzung der „Fühl-Bilder“ der frühen 54ziger Jahre.

„Fühl-Bilder“ werden gemacht, durch Tasten, Liebkosen (meißeln... zwei-dimensionale Skulptur) Schlagen, Kratzen-- körperliche Einprägung des Augenblickes, geladen von einer Gefühlregung. Beide Hände, alle Finger, Ellbogen, die Fäuste, verüben einen Druck auf die Oberfläche-- weiche Spuren, auf dem Papier oder der Leinwand hinterlässt.

Enthalten ist eine physische Tätigkeit, die der „Macher“ nicht beobachten kann, mit Ausnahme des Maßes der Erinnerung, von Muskelbewegungen seiner Arme und Finger. Falls solch ein erstes Prägen nicht zufriedenstellend ist, kann die Leinwand ein zweites u.s.w. „Fühl“-blindes Überarbeiten erdulden, oder aber wird es weggeworfen.

Was scheint, die Stärke der Ausdrucksfähigkeit des realisierten Standbildes zu bestimmen, könnte wahrscheinlich die Stärke des Gefühles sein, das den physischen Akt entzündet.

Dieses „Fühlen-Malen“ schließt aus das Herausfinden von Bildgestaltungen, und deren Verbesserung, wie es in gewissen surrealistischen Automatismen im Brauch ist, es schließt aus, Veränderungen und Verfeinerungen in der Bildkomposition zu machen. Es zielt darauf hin, das Zufällige wie auch die zufällige Geste, auszuschließen.

Die Hand- und Fingerbewegungen des „Bildenden“ sind bewusst von einem Programm, dass er im Sinne hat, geleitet. Auch so, falls er so auswählt-- während des Fühl-Verfahrens, --die ursprüngliche Absicht zu subvertieren oder zu vernichten.

Der Arbeitsprozess ist technisch hinderlich, und voller Aufschübe, weil gewisse Vorbereitungen notwendig sind: Speziale Farbe (oder andere Arbeitsmaterie) muss hergestellt werden, bezüglich auf Dichtheit und andere Eigenschaften, es kann nicht schnell verändert werden (wie ein Expressionist es sich wünsche).

Ein ernstes Urteilsproblem ist-- wie das Resultat einzuschätzen. „Fühl-Malerei“ könnte damit gipfeln, rechtfertig so, oder auch schalkhaft indem der „Macher“ alles annimmt was er schafft, als positiven Wert. Seine Rechtfertigung in solchem Fall möge sein, dass das Resultat ganz wahrhaft porträtiert-- den wirklichen Moment.

Was findet der „Schöpfer“-- oder der Betrachter, in diesem Rorschak Standbild? Ist das sichtliche Einprägen, „dasselbe“ oder ist es ähnlich, in Gestaltung, Geschichtenerzählung, Stimmung, Landschaft? Wie viel von seiner eigenen Geschichte, liest der Beobachter in die gebotene „Fühl-Malerei" hinein? Es müsste so sein, dass der blinde Bildnis-Macher, den „Schauer“ in eine Gegend, nahezu seinem "Fühl" bringt. Sogar ein narratives Gemälde kann verschiedene Auslegungen von verschiedenen Beobachtern hervorrufen-- sogar verschiedene Interpretationen bei demselben Mensch: Die Zeit-- kommt da ins Spiel. Das „Fühl-Gebilde“ verbreitert doch zum größten Maße, das Theater der gestaltlichen und dichterischen Auslegung-- und zu dem Punkt, wo der Beobachter, der Regisseur (und auch Schauspieler) wird-- und er selbst, Produzent des Rorschak-BiIdes.

Wir sind, und paradoxerweise in diesen 1980zigem, und scheinbar so spät nach dem Fakt, im Späterwecken, was benannt werden könnte, „Nach-Auschwitz“. Die ausgegangenen heiligen Rebellenfeuer von 1960-70, brachten als Nachruf, in das Bewusstsein, diejenige gesamte "Groß-Industrie", die aus dem Ofen-Brennpunkt rausrutschte. Wir sind, unter ihrem Schatten-- der lebt! Und keine Massen Pop and Yupp, können es verändern.

Die „Fühlen-Malerei“, noch Meinung ihres Meisters, könnte in diese Marschtruppe hineinpassen-„Nach-Auschwitz-Kunst“ geprägt. Es könnte „Schnellkunst!“ benannt werden, da die Zeit heute schneller läuft, wie schnell, man vergeht (und nicht im Sinn, wie es die Optimisten-Futuristen meinten). Doch besser noch, es wäre benannt „Noch-Kunst“, (das ist nachdem die ganze „Kunst“ sei abgetan). Der Brauch des Wortes „Kunst“, unter der wirtschaftlich-akademischen Verschirmung, ist völlig willkürlich.

Die Schnelligkeit, die kurzgelebte Minute, in eine körperliche Bewegung umgestellt, ermöglicht es einem gleichfalls, zurück sich zu bewegen in der Zeit-- mit gleicher Schnellkraft rückwärts, in die Länder des Verwehten. Um aufzuschwemmen-- Gedächtnisse und Lagen des Verschollenen, --die Geister aufzurufen. Verzweifelt, wütend, liebend, hassend-- fühlen, kratzen, schlagen-- die Betonwände, --heut.

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NO!art MAN BORIS LURIE | FILMVORFÜHRUNG:

NO!art Man ist ein Dokumentarfilm über den in Russland geborenen Künstler Boris Lurie, der seit 1946 in New York gelebt und gearbeitet hat. Der Film ist ein Porträt eines der radikalsten Köpfe der New Yorker Kunstwelt der frühen 1960er Jahre. Luries Werke sind größtenteils kraftvolle und beunruhigende Anklagen gegen die Ungerechtigkeit, die der Mensch dem Menschen zufügt. Seine Fotomontagen der späten 1950er und frühen 1960er Jahre wurden als die relevantesten und schockierendsten Bilder dieser Zeit bezeichnet. Heute sind Luries Bilder so stark und aktuell wie zu ihrer Entstehungszeit. Dieser Film stellt einen Künstler vor, der dem allgemeinen Kunstpublikum noch immer unbekannt ist.

Der Film basiert auf Gesprächen zwischen dem Regisseur Amikam Goldman und Boris Lurie von ihrer ersten Begegnung im Jahr 1999 bis 2001. Der Film enthält auch Interviews mit Kunsthistorikern, Händlern und Künstlerfreunden von Boris Lurie.

NO!art MAN with Boris Lurie, Rocco Armento, Dietmar Kirves, Volkhard Knigge, Estera Millman, Clayton Patterson, Arturo Schwarz and Gertrude Stein.

Narrator: Richard Harrington

Featuring works by: Rocco Armento, Isser Aronovici, Herb Brown, Erro, John Fisher, Stanley Fisher, Dorothy Gillespie, Sam Goodman, Richard Hambleton, Allen Kaprow, Franz Kline, Jean-Jacques Lebel, Boris Lurie, Michelle Stuart, Harriet Long Wood, Wolf Vostell

Additional Camerawork by Eddie Daza, Yuko Sueta and Ran Goldman

German Translation: Brooks Hefner

Narration Sound Technician: Amitai Asher

Ambience Soundrecording Assistant: Gabi Savransky

Music by:
Loren M. Connors and Alan Licht from "Two Nights", RoadCone Records 1996
Loren M. Connors, "Evening" from "Portrait of a Soul", FBWL Label 2000
Dina Verni, "When we met each other" and "Again sit behind the bars" from "Prison Songs", Rarity 1999

Photographs: Bill Binzen, Betty Holliday, Dietmar Kirves, Fred W. McDarrah, Clayton Patterson,
Charles Rotmil, Joseph Schneberg, Sybille Wittmann.

Buchenwald Video: Clayton Patterson
"Doom Show" (1960), B&W 16mm Film by Ray Wisniewski

War footage by courtesy of NARA, The National Archives, Washington DC

Film Developping & Video transfers: COLORLAB

The Film was edited in "Beverly Films", NYC, and at "the Picture Room, inc.", NYC.

Also appeared in the film: Martin Kirves, Simone Zimmermann, Dabney Hailey, Kevin Archer, Ross Knight, David Bogosian, Arron Yassin.

THANK YOU: Veronique N. Doumbe, Dabney Hailey, Armin Hundertmark, Julia Johannsen, Harriat Wood, Jason Eastman, Lisa Goldring, Stephan Fairchild, Shalom Yemini, Ellen Simon, Mako Kamitsuna, Cal La Viscount, Daria Danzig, Josh & Brooks, Yoni Maron, Gaby Tarjan, Raya Shani, Yuri Kapralow, Alan Licht, Loren M. Connors, Du-All, Charlie Rehwinkel, Eckhart Holzboog, Alina Bliumis, Curt Germundson, Bill Binzen, Yoni Ben-Tovim, Rocio Hidalgo, Martin Kirves, Daniel Siedell, Elsa Rensaa, Mike Cribben, Ran Goldman, Dimitri, Michael & Zhenia, Mike Weiner, Arturo Schwarz, Estera Milman, Richard Harrington, Rocco & Ben Armento, The New School Department, Mary & Leigh Block Museum of Art, The Telaviv Museum of Art.

Most Special Thank to Dietmar Kirves and Clayton Patterson
and to my beloved parents, Yael and Gabriel Goldman without whom ...

Produced by Amikam Goldman | MAIN STREETS FILMS production 2003

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